Während unserer Arbeit begegnen uns Menschen und Geschichten, die uns sehr berühren. Der Schauplatz ist Elbe-Elster in der Gegenwart und Vergangenheit. Der Ausgangspunkt ein Buch, eine Erinnerung oder ein gutes Gespräch. Hört, was uns hier im Süden Brandenburgs bewegt und gefangen nimmt.
Podcast-Episode 12 (09.12.2021)
SOMMER 1989. Eine junge Französin mit Charme und Lebenshunger verirrte sich in die DDR. Das ist ja schon ungewöhnlich. Eine junge Französin mit Charme und Lebenshunger verirrte sich nach Herzberg! Wie ging denn sowas? Niemand geringerem als Günter Schulze aus Herzberg ist solch ein Ding zuzutrauen. Er war in Plauderlaune und schrieb die Geschichte von Sophie auf. Die mit dem Flugzeug kam. Zuerst nach Berlin. Sie wartete im unerreichbaren Berlin Tegel. Günti Schulze in Berlin Schönefeld. Mal eben da drüben anrufen, ging ja nicht. Also griff Günti in eine seiner berüchtigten Trickkisten. Er kontaktierte einen Freund aus Westberlin, der beim Film arbeitete. Die Stasi war postwendend mit im Boot und sicher höchst alarmiert. Wurde ja alles abgehört. Ob die Sache glücken würde? Stundenlanges Warten am Grenzübertritt mitten im Tränenpalast. Hoffnung, Verzweiflung und Sorge um die neunzehnjährige Gasttochter Sophie wechselten im Sekundentakt. Plötzlich stand Rudi Wutke vom FZM Schlieben, wo Günter arbeitete, vor Günter und dessen Frau Hanna. Der große FZM-Chef Professor Dr. Klaus Algenstaedt trat kurz darauf durch die schwere Blechtür Richtung Westen. Günti rutschte das Herz in die Hose, die Knie schlotterten, der Puls raste. Was ging hier vor?
Antworten darauf und auf weitere Lebensfragen im neuen Heimatkalender.
Podcast-Episode 11 (03.12.2021)
VORSICHT. Dr. Gert Wille hat es zu etwas gebracht. Er entstammt der Dorfschänke in Proßmarke. War der kleine verwöhnte Junge, der athletisch mit der Zungenspitze unter dem Zapfhahn bereits als Knirps den letzten Tropfen Bier auffing. Er hat als kleener Bengel an Schnapsflaschen genuckelt und ist trotzdem was geworden. Seine Expertise ist bis heute gefragt und von höchster lokaler Instanz attestiert und zertifiziert. Niemand macht ihm etwas vor, wenn es um Trinkertypenkunde, um Gebissortungsmethoden, Schnapsrezepturen und Trinkrituale geht.
Ich lese heute meine Lieblingsgeschichte aus seinem Buch „Een Helles und en Hartn“.
Vorab eine Triggerwarnung: Wer schwache Nerven hat oder einen ebensolchen Magen, wer gerade gefrühstückt oder zu Abend gegessen hat, sollte jetzt nicht mehr länger zuhören. Allein die Chronistenpflicht trieb Wille an, diesen Bericht ganz ohne moralische Keule zu verfassen.
Das Buch „Een Helles un’n Hartn“ ist ein ideales Weihnachtsgeschenk für jene, die in ihrem Leben mehr Schnäpse getrunken als Bücher gelesen haben.
Podcast-Episode 10 (22.11.2021)
Werkstatt-Gespräch über Schliebens Geschichte und Gegenwart
Wieder einmal ist der Punkt erreicht, an dem fast alles kippt: Planungen, Veranstaltungen, Treffen und Festlichkeiten platzen. Wie schon so oft in den vergangenen zwei Jahren. Der Werkstattabend Geschichte „Wie weiter nach HDL“ wurde von der BücherKammer und dem Amt Schlieben abgesagt. Sie haben gemeinsam einen Podcast aufgezeichnet, um wenigstens eine Minimalalternative zu bieten.
Verlegerin Stephanie Kammer hat mit Andreas Polz gesprochen. Er ist der Amtsdirektor des Schliebener Landes. Klar haben beide über Geschichte gesprochen. Aber die Fragen, die sich aus dem Gespräch entwickelten, passen wie die Faust aufs Auge auch auf die Gegenwart.
Zum Beispiel: Wieviel zählt ein Menschenleben? Wie fatal wirken sich Schuldzuweisungen und einfache Schwarz-weiß-Malereinen aus? Wie wichtig ist Glaubwürdigkeit früher und heute? Was sind verdauliche Vermittlungsformate um aufzuklären? Über das, was war, aber auch über das, was wir gerade erleben. Wohin können Misstrauen, Lügen, Verleumdungen und Spaltung unter den Menschen führen?
Das ist die erste Episode des neuen BücherKammer Podcasts. Werkstattgespräche 2021/22. Wir liefern keine fertig geschliffenen Antworten, sondern persönliche Wahrnehmungen, die Denkanstöße und Diskussionen anregen.
Wohltäter und Monster in einer Person
Ein Mann mit vielen Gesichtern. Gesegnet mit Geist und Schreibtalent. Er möchte vorankommen. Erfolg geht ihm über alles. Das ist die Geschichte von Schliebens einstigem Pfarrer Dr. Alexander Centgraf. Er ließ Kirchenfenster mit Hakenkreuzen in das Gotteshaus einsetzen. Er hetzte in seinen Büchern gegen Juden. Und deutete für Goebbels’ Propagandaministerium die Weissagungen des Nostradamus. Ganz im Sinne der nationalsozialistischen Kriegsziele. Menschen wie Centgraf haben zu verantworten, dass uns noch immer ein historischer Schmerz in die Glieder fährt, wenn das Dritte Reich Thema ist. Und dennoch: Ihre Fehler und Schwächen haben wir keineswegs überwunden. Unter anderen Vorzeichen verlaufen auch heute Lebenswege ganz ähnlich, wie der des einstigen Schliebener Pfarrers.
Ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung der Recherche für diesen Podcast gilt:
Prof. Eric Kurlander, Regionalbischoff Matthias Sens, Pfarrer Phillip Schuppan, Jean-Louis Rey, Barbara Gloel, Familie Timm, Ulf Lehmann und posthum dem unvergessenen Hans-Dieter Lehmann, der mehr denn je fehlt.
Leseempfehlung:
Eric Kurlander "Hitler's Monsters: A Supernatural History of the Third Reich"
Wie der Herzberger Geschäftsmann Günther Haehn in die Fänge des sowjetischen Geheimdienstes geriet
Wenn Menschen gegen ihr Lebensumfeld aufbegehren, wenn sie verändern wollen und übermächtiger staatlicher Gewalt die Stirn bieten, dann erleben sie Prüfungen, die Wunden und tiefe Narben hinterlassen. Der Autor Wilhelm Schmidt zeichnet in seinem Buch "Verschworen.Verraten.Verfolgt. – Unangepasstheit, Widerstand und Kollaboration in der Stalin-Ära Berlin-Brandenburgs" sorgfältig Lebenswege in einer überpolitisierten Welt nach. Die Kulisse ist Dahme, Brandenburg, Berlin und das zweigeteilte Deutschland; als Requisiten dienen Flugblätter, Telefone, Pistolen, Fluchtfahrzeuge; Akteure – Menschen wie du und ich. Und doch kein Bühnenstück, sondern das wirkliche Leben.
Herztransplantation und mehr als ein Jahr Hausquarantäne – Anton (16) aus Herzberg zeigt dem Leben den Bizeps
Lebensweg im Gespräch mit Marlies Rudloff
Im Dezember 2020 wird Marlies Rudloff 80 Jahre alt. Die gebürtige Leipzigerin kam 1983 nach Herzberg. Als Ratsvorsitzende und als erste Sekretärin der SED-Kreisleitung lenkte sie bis zum Ende der DDR die Geschicke des damaligen Kreises Herzberg als erste Frau in einer solchen Position. Wende und Wiedervereinigung änderten ihr Leben radikal. Mit damals 50 Jahren fasste sie neu Fuß. Arbeitete im Schichtbetrieb, als Reinigungskraft und im Krankenhaus, durchlief Arbeitslosigkeit und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Mit 60 Jahren hätte eigentlich der Ruhestand gegriffen. Sie entschied sich jedoch noch zwanzig Jahre länger tätig zu bleiben. „Mir hat das alles gutgetan“, ist das Resümee einer Frau, die einst ganz oben war und trotz biografischer Turbulenzen mit Mut und Tatkraft ihren Weg ging.
Der erste Medicus aus Elbe-Elster
In einer Zeit, als die Scheiterhaufen loderten und Menschen Leib und Leben riskierten, wenn sie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen folgten, heilt ein Pfarrer aus Beyern bei Falkenberg seine Schäflein auf Basis biologisch-chemischer und physikalischer Heilverfahren. Jocobus Schmöller war der erste moderne Medicus des Elbe-Elster-Landes, und er wurde dafür geächtet. Ein unerhörtes Leben - 400 Jahre her und doch aktueller denn je.
Gerd von Tresckow im Porträt
Der Rittergutsbesitzer aus Osteroda gehörte zum Kreis der Hitler-Widerständler und bezahlte dafür mit dem kostbarsten, was er besaß, mit seinem Leben. I Hier seine Geschichte erzählt von Stephanie Kammer und Reinhard Straach
Wie erlebt eine junge Frau aus Mahdel bei Herzberg die Pandemie in Peking? Im Herzberger Heimatkalender 2021 berichtet Sandra Schurbert von ihren Erfahrungen. Hier ein aktuelles Update aus China, das bisher von einer zweiten Welle verschont geblieben ist.
Wir dürfen ihn liebevoll den Held der Sehschwachen nennen, denn er versteht sein Handwerk voll und ganz. Er wirbelt so lange zwischen Augapfel und Nasenfahrrad bis ein Jeder wieder den Durchblick hat. Gemeint ist Optiker Karsten Günther, ein Fußballfan aus echtem Herzberger Hartholz.
In unserem zweiten PODCAST erinnert sich Karsten an eine schräge Story, die sich während der Fußball-WM 2006 zugetragen hat. Wir stellen sie euch vor.
Mehr davon im neuen Heimatkalender für die Region Herzberg. Ab 18. November in der BücherKammer oder genau HIER.
Am 18. November erscheint der neue Heimatkalender für die Region Herzberg. Wir sind aktuell, dokumentieren Auswirkungen der Pandemie direkt vor unserer Haustür, erzählen große Geschichte durch lokale Begebenheiten und porträtieren Menschen, die Außergewöhnliches erlebt haben. Hier hört ihr die Geschichte von von Herta Giersch - Pfarrersfrau aus Altherzberg, wie sie die Bombardierungen Herzbergs miterlebte und auf ihren verschollenen Mann 60 Jahre lang wartete. Der Heimatkalender ist in Kürze in der BücherKammer erhältlich.