Der Torpedo ging daneben – das Klinikum steht

Ein RĂĽckblick auf eine aufgeladene Kreistagssitzung am Vorabend des 17. Juni zwischen Klinikzukunft, Verantwortung und dem langen Schatten der Geschichte


Entschlossen, selbstbewusst und präsent: Die Klinikmitarbeitenden erwarteten die Kreistagsmitglieder vor dem Falkenberger Haus des Gastes mit einem klaren Votum für den eingeschlagenen Weg 3+1
Entschlossen, selbstbewusst und präsent: Die Klinikmitarbeitenden erwarteten die Kreistagsmitglieder vor dem Falkenberger Haus des Gastes mit einem klaren Votum für den eingeschlagenen Weg 3+1

ELBE-ELSTER. Es war ein Tag für Entscheidungen – und ein Tag, der sich nicht besser hätte datieren lassen. Am Vorabend des 17. Juni, dem Symboltag für Aufbruch und Protest, stemmten sich rund 100 Klinikmitarbeitende vor dem Haus des Gastes in Falkenberg gegen einen klaren Rückzieher in Sachen Gesundheitsversorgung. Nicht mit Lautstärke, nicht mit Parolen oder dem Schnee von gestern sondern mit Präsenz. Mit Haltung. Mit der leisesten, aber stärksten Botschaft:

 

Wir sind da – und wir stehen hinter diesem Klinikum.

 

Drinnen rang der Kreistag um die Glaubwürdigkeit seiner eigenen Entscheidungen, denn der Beschluss für die Zentralisierung aus dem April sollte rückgängig gemacht werden. Und plötzlich schien der 17. Juni mehr als nur ein Kalenderdatum. Ein Echo von 1953 – damals Aufbegehren gegen einen erdrückenden Staat. Heute: ein deutliches Zeichen gegen politisches Einknicken, gegen Planlosigkeit und Populismus.

Gesundes Redeklima: Fair, offen und respektvoll wurden vor dem Kreistag Worte gewechselt zwischen Abgeordneten, Landrat und den Mitarbeitenden.
Gesundes Redeklima: Fair, offen und respektvoll wurden vor dem Kreistag Worte gewechselt zwischen Abgeordneten, Landrat und den Mitarbeitenden.

72 Jahre später, am Vorabend des 17. Juni 2025, versammelten sich vor dem Haus des Gastes in Falkenberg aber keine Revolutionäre. Sondern Klinikmitarbeitende (nach der Schicht), die ihre Stimme für die Zukunft erhoben. Für ein leistungsfähiges, modernes Klinikum mit starken Gesundheitszentren in der Fläche – das 3+1-Modell. Sie standen dort nicht, um zu protestieren. Sondern um zu stärken. Mit Applaus. Mit Haltung. Mit Rückgrat.

Im Sitzungssaal wurde verhandelt, gestritten, erklärt. Die Freien Wähler um Ronny Zierenberg unterstützt von der AfD-Fraktion und anderen Abgeordneten wie Iris Schülke, Dr. Astrid Knöfel und Herzbergs früherer Bürgermeister Michael Oecknigk wollten einen Planungsstopp durchsetzen. Eine Rolle rückwärts. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Doch sie haben sich verrechnet.

Es war, als hätte jemand einen Torpedo abgefeuert – aber das Schiff hielt stand.
Dank der 26 Abgeordneten, die Haltung bewiesen und dem VorstoĂź eine klare Absage erteilten. Der Beschluss vom April steht. Die Richtung stimmt.

Ministerium und Geschäftsführung gaben erneut Einblick in die Realitäten: weniger Fälle, Fachkräftemangel, neue Gesetzeslagen. Kein Jonglieren mit Zahlen, sondern ein nüchterner Blick auf das, was kommt – ob wir wollen oder nicht.

 

Und dann das: Standing Ovations. Von den Menschen, die Tag für Tag im Dreischichtsystem arbeiten. Die pflegen, stützen, füttern, säubern, operieren. Ihre Stimme war das wichtigste Argument des Abends!

Mit Schirm, Charme und ohne Kanone war sie nach Schichtende da: die Klinikbesatzung.
Mit Schirm, Charme und ohne Kanone war sie nach Schichtende da: die Klinikbesatzung.

Politik hat hier das gemacht, wozu sie da ist: zuhören, abwägen, standhalten.
Das war kein glanzvoller Revolutionsakt. Aber ein demokratischer Tiefenmuskel. Ein klarer Moment, in dem Mut nicht in Parolen, sondern in Entscheidungen lag.

Mein persönliches Fazit?

Ich verneige mich.
Vor denen, die arbeiten.
Vor denen, die sich nicht kleinmachen lassen.
Vor denen, die sagen: Wir gehen mit der Zeit – oder wir gehen unter.

 

Heute der 17. Juni in Elbe-Elster. Kein Feiertag. Aber ein Tag, an dem Haltung sichtbar gemacht wurde. Und ein bisschen, ja: ein Hauch von 1953 – erfreulicherweise ohne Panzer, aber mit Rückgrat.

Stephanie KammerÂ