Weil wir eben nicht die Weisheit mit Löffeln gefrühstückt haben

„Denn draußen, am Rande der Finsternis, fährt ein Friedenszug“ I Herzberger Friedensstatement mit über 30 Mitwirkenden und 200 Besuchern


Musikpower vom Feinsten - die regionale Band "Haute Cuisine" sorgte mit "Peace Train" von Cat Stevens für echten Friedensvibe (Fotos: Christian Poser).
Musikpower vom Feinsten - die regionale Band "Haute Cuisine" sorgte mit "Peace Train" von Cat Stevens für echten Friedensvibe (Fotos: Christian Poser).

Auf 2,44 Billionen Dollar beliefen sich die Rüstungsausgaben 2023 weltweit. Das ist eine dreizehnstellige Zahl. Kaum vorstellbar? Klebt man 2,44 Billionen Ein-Dollar-Scheine aneinander und macht daraus einen Dollargürtel, so kann man ihn 9.491 Mal um die Erde wickeln. Oder man baut eine Brücke aus den 2,44 Billionen Ein-Dollar-Scheinen. Darauf könnte man von der Erde zur Sonne balancieren und zurück. Ein gewaltiger Haufen Geld! Würde man diese Summe an die 333 Millionen Kinder, die weltweit in Armut leben, verteilen, dann hätte jedes Kind pro Tag mehr als 20 Euro, statt weniger als 2 Euro täglich zur Verfügung. Für Essen, sauberes Wasser, fürs Lernen, Gesundbleiben und Glücklichsein. Eine der schwerwiegendsten Kriegsursachen, die Kinderarmut, wäre damit bekämpft. 

Wenn wir bereit wären, all das, was wir Menschen in Kriege investieren, in den Frieden zu stecken. Was bringen solch ernste Gedankenspiele wie diese? Warum machen wir Frieden zum Thema, wo wir den Weltenlauf sowieso kaum verändern können? W e r ist überhaupt gegenwärtig im Stande, Waffen, Machhabende und unsere eigenen Gemüter zur Ruhe zu bringen? 

Dass wir in Herzberg nicht die ganz großen Antworten finden werden, war uns, Pfarrer Alexander Barth, Bürgermeister Karsten Eule-Prütz und mir klar, als wir das erste Mal zusammensaßen, um über eine gemeinsame Friedensveranstaltung nachzudenken.

Wir machten uns aus, unsere Erwartungen nicht in die Wolken zu hängen. 


Vielleicht reicht es schon, zum Ausdruck zu bringen, dass auch wir nicht die Weisheit mit Löffeln gefrühstückt haben. Dass auch wir innerlich zerrissen sind. Dass wir uns nichts sehnlicher wünschen als Frieden. Und dennoch den Weg dahin, nicht genau kennen.

 

So zimmerten wir uns ein Programm zurecht, das eben n i c h t großspurig verkündete, wer den Frieden herbeischaffen solle, wer verantwortlich sei für all die Zerwürfnisse und mit welchen Mitteln Kriege nun beendet werden könnten.

Stattdessen waren es die leisen Töne, die ein klein bisschen Orientierung und Verständnis schaffen sollten. Kinderstimmen, die dank ihrer Klarheit und Ehrlichkeit, offenlegten, wie weit wir Erwachsenen oft Scheren im Kopf öffnen, Wahrheiten verbiegen und zweckheiligende Mittel über Anstand und Milde stellen. Statt großer Politiker und Welterklärer kamen Kinderhelden und Heldinnen zu Wort. Statt großer Prominenz hörten wir durch Sylvius Wegner von Opa Rudolf, der die russische Gefangenschaft überlebte, weil er sowjetischen Kriegsgefangenen eine Weihnachtsgans geschenkt hatte, als die Russen völlig rechtlos und geknechtet waren und er gerade deshalb Herz gezeigt hatte. Darüber hinaus traten Viele auf. Wirkten Viele mit: junge engagierte Leute aus Herzberg, Abiturientinnen, Jungendchor, Junge Gemeinde, Sänger Sebastian Pöschl, Kantorin Solveig Lichtenstein, Conrad und Thomas Brünnig, Schmiedeweltmeister Denni Ludwig, Carsten und Michaela Feld, die ScHerzberger, Stadtführerin Ines Jacobi, Versorger Dirk Ebenroth, Romy und Matthias Feld mit der Popcornmaschine, Gemeindepädagoge Torsten Jachalke und die Band Haute Cuisine, die mit Cat Stevens „Peace Train“ daran erinnerte, dass irgendwo da „draußen, am Rand der Finsternis“, ein Friedenszug fährt.

Allen Mitwirkenden, Gästen und Friedfertigen ein fröhliches Dankeschön! 

Stephanie Kammer