Kleine Freuden für euch sind lebensrettende Sofortmaßnahmen für uns kleine Krauter
HERZBERG. Wenn ich in meine Lieblingspizzeria „Toscana“ hier in Herzberg komme, geht es dort zu wie im Ameisenbau. Ich werde mit einem Lächeln umarmt. Mit Schwung wird aus dem Knie heraus flott
und freundlich alles serviert, was uns Gästen vorschwebt. Dazu immer eine Extraportion Herz und Wärme. Kinder sind die Stargäste jedes Abends. Sie werden hofiert und mit Aufmerksamkeit beschenkt,
als wären sie Sprösslinge des englischen Königshauses. Obwohl ein jeder aller Hände viel zu tun hat, ist immer Zeit für fröhliche Worte, für ein herziges Augenzwinkern und eine Liebhaber-Portion
Oliven. Hier stimmt einfach alles.
Und heute? Das Restaurant leer. Stille. Stille, die fast taub macht. An leere Straßen in der Kleinstadt bin ich gewöhnt, aber an die Stille in meiner Lieblingspizzeria nicht. Hier gibt es keinen
Stand-by-Modus. Es brummt immer. Außer in Corona-Zeiten.
Nachdem ich gestern einen echten, völlig untypischen Hänger hatte, ein Zuviel von allem, war ich bereit zu kapitulieren. Vor Amazon, vor Corona, vor Donald Trump, der noch immer poltert: Die
Behandlung sei das Problem nicht die Krankheit. Ich hatte schlimme Gedanken. Zum Beispiel, dass das einzig Gute, das diese amerikanische Präsidentschaft gebracht hat, die Erkenntnis sei, dass der
Teufel blond ist.
Ich war nachmittags lange unterwegs, um Bücher für meine Kunden mit dem Rad zu verteilen. Suchte die Anhalter Straße 154 irgendwo jenseits des Kreisverkehrs am Ortsausgang Richtung Torgau. Ich
stand mit meinem Transportfahrrad samt Kind darin vor der steilen Eisenbahnüberführung, nachdem ich schon ausgiebig gesucht hatte - nach einem anstrengenden Tag im Laden und zuhause im heimischen
Ersatzschulbetrieb mit vier Kindern. Ich schwieg mit Tränen auf der Wange, doch nach innen brüllte ich: "Ich gebe auf". Kapituliere vor Amazon, Corona und meiner eigenen Kraft- und
Mutlosigkeit.
Am Abend wurde ich in den Arm genommen, das Abendbrot war schon gemacht. Das war der Beginn der Heilung. Dann kam mir der Gedanke: ab morgen tust du dir jeden Tag was Gutes. Und damit hab ich
heute angefangen. Eine Pizza zum Abendbrot für mich und die ganze Bande. Perfekt gegen Corona-Blues. Und eine lebensrettende Sofortmaßnahme für uns kleine hiesige Unternehmen, die gerade kaum bis
keine Einnahmen haben.
Also, esst alle Pizza gegen den Corona-Blues und für das Überleben all unserer kleinen Läden und Lokale.
Wünscht sich Stephanie
Pizzeria Toscana
Rosa-Luxemburg Straße
Telefon: 03535/493365