Eltern fordern Schulsozialarbeiter

Elsterlandgrundschule einzige Schule ohne sozialpädagogische Unterstützung

 

Herzberg. Das ausklingende Schuljahr lief in der Elsterlandgrundschule genauso wie andernorts. Der Schulalltag hat sich völlig verändert. Durch Inklusion und Zuwanderung ist die Bandbreite der Schüler groß und vielgestaltig geworden. Kinder mit unterschiedlichstem Unterstützungsbedarf treffen aufeinander. Die Lernsituation in den Klassen ist komplexer und schwieriger als zuvor. „Die Lehrer sind überlastet. Verständlich, wenn sie mit 120 Prozent ihrer Kräfte in den Arbeitstag gehen müssen. Hohe Krankheitsstände, häufige Aufteilung, angespannte Eltern und Konflikte unter den Kindern- das waren die Beobachtungen, die uns mit anderen Eltern ins Gespräch brachten “, zeigt sich Ilka Kube, Mutter zweier Kinder, betroffen.

Im vergangenen Jahr ermöglichte das Land Brandenburg den großen Grundschulen, durch eine Drittelfinanzierung, die von Land, Kreis und Schulträger getragen wird, kostengünstig Schulsozialarbeiterstellen einzurichten. Alle Grundschulen im Kreis, die für dieses Programm in Frage kamen, nutzten die Option und konnten sich personelle Unterstützung sichern – bis auf die Elsterlandgrundschule Herzberg. Auf Nachfrage des Landkreises erklärte der Schulträger, die Stadt Herzberg, es gäbe keinen Bedarf.

Bereits im April legte der zuständige Schulrat Mader in einem Gespräch zur aktuellen Lernsituation Eltern und Schule nahe, das Programm zu nutzen. Die Schulleitung machte deutlich, dass bereits entsprechende Anfragen an die Stadt 2015 und im Februar 2016 gerichtet worden sind. Eine klare Positionierung aus dem Rathaus gab es jedoch nicht.

Am 11. Mai traf sich die Schulkonferenz, in der auch das städtische Schulamt vertreten ist, und diskutierte über Möglichkeiten zur Entlastung der Lehrer durch einen Sozialarbeiter und zwei Stellen des Bundesfreiwilligendienstes. Am Ende stand ein einstimmiges Votum für beide Vorschläge der Elterninitiative, zu der sich Ilka Kube und auch Stephanie Kammer zählen. „Das Problem vor dem Kultur- und Bildungsausschuss und in der Stadtverordnetenversammlung vorzutragen, erschien der Schule nicht als richtiger Weg. Eine Dienstberatung mit dem Bürgermeister sollte Klärung bringen, was jedoch nicht geschah, weil er nicht anwesend war“, stellte Stephanie Kammer nach Gesprächen mit Lehrern fest.

Am Montag vor einer Woche klärte Janet Mägel, ebenso Mitglied der Initiative, nach einem Gespräch mit Dirk Stiller von der Kreis-Jugendhilfe in der Schulkonferenz darüber auf, dass die Mittel des Landesprogramms und weitere Mittel für 2017 im Moment ausgeschöpft sind. Viele Grundschulen fassen bereits nach, so Stiller, um eingerichtete Stellen aufzustocken, wofür der Landkreis weitere Mittel beschaffte. „Klar, dass wir Eltern darauf mit Unverständnis reagierten“, verdeutlicht Janet Mägel. Auch bei dieser Juni-Sitzung der Schulkonferenz erfolgte keine Positionierung durch den Schulträger.

Folglich herrscht Unverständnis gegenüber der Untätigkeit im Herzberger Rathaus vor allem bei den Eltern. Denn nur der Schulträger kann eine Antragstellung für eine Schulsozialarbeiterstelle vornehmen. Die aktiv gewordenen Eltern wissen um Hürden, die zu nehmen wären. Finanzielle Bedenken wegen des ungesicherten Stadthaushaltes seien nachvollziehbar, so die Eltern, dennoch gelinge es allen anderen Kommunen, diese zu überwinden. 

Mit Blick auf eine positive Antwort aus dem Rathaus sammeln die Eltern der Grundschüler in den Ferien nun Unterschriften für ihr Anliegen. In der Phoenix-Apotheke, der BücherKammer und der Praxis Mating liegen die entsprechenden Unterlagen aus.

 

Auch die Lausitzer Rundschau berichtete bereits.

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