Herzberg. Einmal im Jahr zeigt der Botanische Garten der Elsterstadt seine wahre Natur. Er wird zur Pilgerstätte, wenn echte Musik und ganz viel Grün hunderte Besucher anlocken.
Am Pfingstsonntag kamen so viele wie nie zuvor. Kein anderer als Andreas Kümmert hatte zum Konzert geladen. Über 800 Leute kamen. „War irgendjemand von euch in Wien?“, begrüßte er sein Publikum
kühn. Nein. Die Zuschauer zogen den Herzberger Pfingstrock dem European Song Contest vor.
Es war eine einzigartige Atmosphäre, die das bunt gemischte Musikvolk gefangen nahm. Eine malerische Gartenarchitektur im Frühlingsgewand, zwitschernde Vögel und Kerzen, die schmale verschlungene
Wegränder säumten. Das alles vereint um eine schlichte Bühne. Hier präsentierten Andreas Kümmert & Band ihr Können. Ohne Effekte, frei von jeder Inszenierung, dafür geballter handgemachter
Classic Rock und Blues vom Feinsten. Der Musiker aus Unterfranken lieh Elton Johns „Rocket Man“ seine minutiös geschliffene Stimme. Er verneigte sich vor Folk-Altmeister Bob Dylan. Dazu viele
Joe-Cocker-Songs, die dem 2014 verstorbenen, britischen Rocksänger posthum alle Ehre machten. Die Zuschauer erlebten einen Künstler, dessen Glanz einzig von der hohen Qualität seiner Musik
ausging. Ein Mensch, der singt, um vollkommen mit Sang und Klang zu verschmelzen.
„Für mich ist das hier die Herzberger Waldbühne. Das Programm maßgeschneidert, die Musiker genial“, bekennt Dieter Kielwagen als überzeugter Pfingstrocker. Julia Becker (29) aus Berlin stimmt zu.
„Ein echtes Event. Freier Himmel und gute Musik. Der Künstler wird da fast nebensächlich. Ich genieße diese entspannte Stimmung.“ Und die kochte noch einmal richtig hoch, als Andreas Kümmert
& Band ausgelassen und gut gelaunt für eine Zugabe die Bühne erneut in Beschlag nahmen. „Everyday I’ve got the Blues“ grub sich tief ins Ohr. Tastenakrobat Sebastian Bach, Schlagzeuger
Michael Weipert und Gitarrist Tobias Niederhausen - ihnen allen war die Freunde an ihrer Musik anzusehen.
Im Anschluss übernahm der Brite Danny Briant die Show. Eine weitere Blues-Rock-Ikone, die diesem außergewöhnlichen Konzertprogramm einen angemessenen Ausklang gab.
„Die Organisation lag in den Händen von Reinhard Straach und Daniel Tietze. Guter Musikgeschmack und reichlich Herz machen die beiden zu echten Originalen. Ohne sie wäre solch eine Veranstaltung
nicht machbar“, lobt Gewerbevereinschef Frank Zinnow die beiden Herzberger. Der Verein trat in diesem Jahr erstmals als Veranstalter auf und sprach zugleich viele Helfer an. „Der erzielte
Überschuss fließt in Projekte, die sich nicht von selbst refinanzieren. Damit ist am Ende allen geholfen“, lässt er zufrieden wissen.
Stephanie Kammer