Fettglänzender Kuhmist zu Ostern, und was wir wirklich brauchen

BÜCHERKAMMER Adventskalender Türchen Nr. 7 I „Covid-19 bekommen doch nur die anderen, oder?“


Schüler-O-Ton aus der Elsterland-Grundschule zum Thema Corona im neuen Heimatkalender 2022
Schüler-O-Ton aus der Elsterland-Grundschule zum Thema Corona im neuen Heimatkalender 2022

BITTERERNSTE WEIHNACHT. Rosita Löser ist die Helga Hannemann des Elsterlandes. Sie liebte es, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, amüsiertes Juchzen zu hören und ganz viel Fröhlichkeit zu verschenken. Jedenfalls hat sie genau das schon oft getan. Beim Karneval in Kolochau, bei der Heimatkalenderpräsentation in Schlieben vor genau zwei Jahren oder mit ihren vielen unterhaltsamen Kalendergeschichten.

Wenn Rosita Löser einmal nachdenklich wird, dann ist die Lage ernst. Bitterernst.

Sie hat 2020/21 Revue passieren lassen und Vieles aufgeschrieben. Wie ihr Sohn im Homeoffice in Berlin zum Balkongärtner wurde und von Muttern ein Osterpaket mit frischem Kuhmist aus Kolochau für seine Topf-Tomaten bekommen hat. Am 25. August hilft Rosita Löser ihm und seiner Familie beim Umzug in Berlin. Auf den Straßen überkommt sie Angst: schwarz gekleidete Horden, die aufgepeitscht über Fahrbahnen rennen und sich in Zügen sammeln zur Protest-Demo, die an diesem Tag in die versuchte Erstürmung des Reichstages münden sollte. „Auf dem Pulverfass“, überschreibt Rosita diesen Tag und beschließt, das Nachrichtenschauen zu reduzieren. Advent und Weihnachten kommen näher. Pakete für Kinder und Enkelkinder helfen, die besuchsarme Zeit im (Teil-)Lockdown erträglich zu machen. Die richtige Weihnachtsstimmung bleibt weg. Mitte Dezember infiziert sie sich mit Covid-19, auch ihren Mann erwischte es schlimm. Es geht schnell: Rettungsdienst, Notarzt, Klinikum Finsterwalde, dann mit 14 anderen Patienten nach Berlin. Rosita Löser kann ihre recht betagte Mutter nicht länger im Unklaren lassen und erzählt, was passiert ist. Die alte Dame eröffnet ihr, dass auch sie positiv getestet sei und nichts davon sagte, um ihre Tochter und die Familie nicht zu beunruhigen. Vorerkrankt und geschwächt soll sie sich nicht mehr von der Krankheit erholen und stirbt. Das Fest naht, Rosita kämpft selbst mit starken Symptomen und wird von der Nachbarschaft mit frisch gekochtem Essen und kleinen Freudentüten auf der Eingangstreppe versorgt. Nachbar Gunthi stellt einen kleinen Tannenbaum auf. Dennoch: Heiligabend allein und tief traurig spürt Rosita wie noch nie in ihrem Leben, was wir wirklich brauchen: Wir Menschen brauchen einander!

 

Diese berührende, sehr persönliche Geschichte steht im neuen Heimatkalender und wartet darauf, von den ein oder anderen entdeckt zu werden.